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Besonderheiten der Anatomie

Mit diesem Artikel möchte ich auf einige anatomische Besonderheiten der Meerschweinchen eingehen, die auch einen Einfluss auf die Haltung und Ernährung haben.


Zähne:

Meerschweinchen besitzen insgesamt 20 Zähne. Im Ober- und Unterkiefer sind dies jeweils 2 Schneidezähne sowie jeweils 2 Prämolare (Vormahlzahn mit Milchzahnvorgänger - entspricht der 1 auf dem Bild) und 6 Molare (große Backenzähne, ohne Milchzahnvorgänger - entspricht 2-4 auf dem Bild). Die Backenzähne sind von außen allerdings nicht sichtbar und nur durch den Tierarzt zu untersuchen.


Der Zahnwechsel erfolgt bereits intrauterin, das heißt noch bevor die Jungtiere das Licht der Welt erblicken. Alle Zähne haben offene, anatomisch nicht abgrenzbare Wurzeln und wachsen somit ein ganzes Meerschweinleben lang kontinuierlich nach. Das Zahnwachstum der Backenzähne beträgt 1,2-1,7 mm pro Woche. Das bedeutet aber auch, dass der permanente Abrieb der Zähne durch Mahlbewegungen und dies wiederum durch entsprechendes Futter gewährleistet werden muss. Am besten gelingt dies durch die Bereitstellung von rohfaserreichem Futter wie frischem Gras, Wiesenkräuter und Heu. Aber auch Salat und weiteres Gemüse wird gern gefressen und unterstützt den Zahnabrieb, ebenso Zweige von ungespritzten Obstbäumen.

Laut einer neueren Studie hat auch die Genetik einen wesentlichen Einfluss auf die Zahngesundheit. Umso wichtiger ist es, Meerschweinchen bei einem verantwortungsvollen Händler oder Züchter zu kaufen.


Magen-Darm-Trakt:


Der Magen des Meerschweinchens besitzt im Gegensatz zum Magen des Menschen nur eine dünne Muskelschicht. Dies bedeutet wenig Eigenmotorik, sodass ein Vorschub des Nahrungsbreis in den Darm nur durch nachschiebendes Futter erfolgt. Deswegen dürfen die kleinen Nager niemals einem längeren Fasten ausgesetzt werden. Es würde ihr empfindliche Verdauung erheblich stören! Sie sollten rund um die Uhr Futter zur Verfügung haben, dazu eignen sich Heu und Stroh (sogenannte ad libidum-Fütterung). Ergänzt wird diese Basisnahrung mit allerhand Wiesenkräutern, Gras, Salat uns Gemüse.

Der dominanteste Darmabschnitt des Meerschweinchens ist der Blinddarm. Hier erfolgt unter anderem die Verdauung der Rohfaser. Meerschweinchen fressen zum Teil den Blinddarmkot, weil er hilft, ihren Bedarf an B-Vitaminen und Vitamin K zu decken. Im Gegensatz zum Kaninchen unterscheidet sich der Blinddarmkot optisch nicht von normalen Kötteln.

Meerschweinchen ist es nicht möglich Vitamin C selbst herzustellen. Um den täglichen Bedarf von 10mg/kg zu decken, ist eine ausgewogene Futterzusammenstellung essentiell. Bei kranken oder tragenden Tieren empfiehlt sich auch die zusätzliche Gabe über das Trinkwasser. Aber Vorsicht! Da Vitamin C sehr schnell zerfällt, besonders unter Einfluss von Sonnenlicht, ist die tägliche Gabe notwendig.


Atmungstrakt:

Eine weitere Besonderheit weist die Lunge der Meerschweinchen auf. Sie besitzt viel lymphatisches Gewebe, was auf eine starke Reaktionsfähigkeit auf äußerliche Reize hinweist. Meist hört man bei (chronisch) kranken Tieren dann ein deutliches Atemgeräusch. Damit es den Tieren gut geht, sollte also regelmäßig nasse Einstreu entfernt und durch möglichst staubfreies Material ersetzt werden. Auch Heu sollte täglich gewechselt werden.


Harntrakt:


Meerschweinchen weisen einen speziellen Kalziumstoffwechsel auf, der wesentlich mit dem harnableitenden System zusammenhängt. Kalzium wird im Darm des Meerschweinchens aus der Nahrung resorbiert und überschüssiges Kalzium über den Harntrakt wieder ausgeschieden. Somit unterscheidet sich das Meerschwein von vielen anderen Spezies, bei denen überschüssiges Kalzium mit dem Kot wieder aus dem Körper gelangt. Ein hoher Kalziumgehalt des Futters, Flüssigkeitsmangel und eine genetische Prädisposition können die Bildung von Kalziumkarbonatsteinen begünstigen. Als Harnsteine können sie die Gesundheit des Tieres erheblich beeinträchtigen.